Sprache verstehen, Sprache nutzen und Sprache richtig setzten, die Kunst der großen Autoren, Autorinnen und Übersetzer, Übersetzerinnen. Das wohl überzeugende Beispiel dafür ist ein Roman Dostojewskijs, aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt. Nach 100 Jahren wurde aus Schuld und Sühne [Hans Moser, 1894] Verbrechen und Strafe [Swetlana Geier, 1994].
Jede Kultur, folglich auch jede Sprache, hat eine Geschichte. Wer wissen will, wie Sprache heute ist, muß wissen, wie diese zu dem wurde, was wir jetzt für die Wortsprache einsetzen.
Es gibt keine europäische Sprache, der historische Typus ‘Europäer‘ ist mir nicht bekannt – wie kann es ohne Sprache, ohne Herkunft, eine Einheit geben? Aber, es gibt die Einheit Familie, es gibt eine Muttersprache!
Deshalb ist Sprache unter anderem auch ein Raum, gefüllt mit wertvollen menschlichen Gedanken. [Gedanken, Gedachtes, Gefühle der Mutter fließen schließlich in ein werdendes Geschlecht mit ein – Mitteilung einer Sprache bereits vor der Geburt!
Texte verfassen durch Sprache, weder in literarischer oder fiktionaler Form, erfordert das Wissen von Sprache und der von ihr untrennbaren Gedankenwelt. In diesem Sinn würde ich es begrüßen, wenn die Schulen den Schülerinnen und Schülern die essenziellen Fächer wie Latein, Griechisch, Philosophie und insbesondere Geschichte – denn diese sind mit besonderen sprachlichen Anforderungen verbunden – wieder vollumfänglich, als Pflichtfächer, anbieten.
Robert Maria Freundlieb, 20 Mai 2025